Die Entstehung des Deutschen und die Vision von Esperanto

16. Februar 2025

Die Geschichte der deutschen Sprache ist eine Geschichte des Wandels und der Anpassung an neue Zeiten und Gegebenheiten. Von den frühen germanischen Ursprüngen über das Mittelhochdeutsche bis zum heutigen Deutsch hat sich die Sprache immer weiterentwickelt. Esperanto, als künstliche Sprache, ist ein moderner Versuch, eine gemeinsame Verständigungsbasis für die ganze Welt zu schaffen.

Sprachgeschichte des Deutschen

Die Geschichte der deutschen Sprache geht bis zur indoeuropäischen Sprache aus dem Jahr 5000 v. Chr. zurück, eine sogenannte indoeuropäische Ursprache. Heute spricht fast die Hälfte der Bevölkerung eine indoeuropäische Sprache. Die indoeuropäische Ursprache selbst war jedoch noch nicht einheitlich, sondern unterlag regionalen Differenzierungen. Etwa um 2000 v. Chr. begannen sich die verschiedenen Sprachzweige der Indoeuropäer zu entwickeln, was zur Entstehung der einzelnen Sprachfamilien führte. Aus dem Indoeuropäischen entwickelte sich bis 500 v. Chr. das Germanische. Die 1. Lautverschiebung hat sich gebildet, die Festlegung des Wortakzents auf den Wortanfang, die Bildung Verben mit Dentalsuffix und das Ablautsystem. Zu den germanischen Sprachen gehört beispielsweise das Englische. Ab 500 v. Chr. beginnt die Entwicklung aus dem Germanischen zum Alt- und Mittelhochdeutschen. Hier entwickelt sich die 2. Lautverschiebung und die Nebensilbenabschwächung. Ab dem 12. Jahrhundert entwickelte sich das Mittelhochdeutsche zum Neuhochdeutschen. Das Neuhochdeutsche beinhaltet die Diphthongierung, welche aber nicht alle Dialekte der deutschen Sprache mitmachten, die Monophthongierung und die Vokaldehnung.

Natürliche Sprachen entwickeln sich über Jahrhunderte und sind das Produkt vielfältiger historischer und sozialer Prozesse. Dabei entstehen häufig komplexe Strukturen. Diese Prozesse tragen zwar zur vielseitigen Entwicklung einer Sprache bei, erschweren jedoch das Erlernen und die Nutzung für Nichtmuttersprachler.

Geplante Sprachen?

Weltweit werden über 7000 Sprachen gesprochen, die sich wie das Deutsche über Tausende Jahre weiterentwickelt haben. Ende des 19. Jahrhundert wurde eine neue Sprache hinzugefügt. Esperanto. Esperanto zählt mit wenigen Sprachen zu den Plansprachen. Eine Plansprache ist eine Sprache, die gezielt und bewusst entwickelt worden ist, im Gegensatz zu natürlichen Sprachen, die sich über lange Zeiträume hinweg evolutionär bildeten. Plansprachen zeichnen sich durch eine regelmässige Grammatik und einen vereinfachten Wortschatz aus. Esperanto zählt zur bekanntesten Plansprache.

Esperanto ist 1887 von Ludwik Lejzer Zamenhof in Polen erfunden worden. Sein Ziel war es, eine leicht erlernbare Sprache zu schaffen, die Menschen verschiedener Nationalitäten verbindet und so sprachliche Barrieren zwischen Völkern abbauen. Ludwik wuchs in Polen auf, wo verschiedene Gruppen wie Polen, Russen, Deutsche und Juden oft in Konflikt gerieten. Er hoffte, dass eine gemeinsame Sprache diese Spannungen verringern könnte. Esperanto basiert auf einer Mischung von Elementen verschiedener europäischer Sprachen, vor allem aus dem Romanischen, Germanischen und Slawischen Sprachraum, aber auch einigen anderen.

Esperanto und die Sprachgeschichte des Deutschen

Die Entwicklung des Deutschen und die Entstehung von Esperanto weisen einige sprachgeschichtliche Parallelen und Unterschiede auf. Während das Deutsche über Jahrtausende geprägt wurde, ist Esperanto künstlich entwickelt worden und hat so innere Veränderungen in Sprachen übersprungen. Dies ist der Grund, dass geplante Sprachen einen einfacheren Aufbau aufweisen als natürlich entwickelte Sprachen.

Im Deutschen sind Ablaut und Umlaut Prozesse der Sprachentwicklung. In Esperanto kommen Ablaut und Umlaut nicht vor. Beim Ablaut, wie in singen und sang, wird der Vokal im Stamm verändert. Der Umlaut beeinflusst die Vokale durch bestimmte Lautänderungen, wie etwa in Apfel und Äpfel. Esperanto vermeidet solche Veränderungen durch konstante Vokale bei Pluralbildungen, was die Sprache leichter erlernbar macht. Beispielsweise: domo (Haus) und domoj (Häuser).

Im Deutschen kommen viele Affixe vor, wie das Affix «-heit» in Freiheit, das von einem Morphem abgeleitet wird. Esperanto verwendet ebenfalls Affixe zur Wortbildung, jedoch in einer weit regelmässigeren Form. Zum Beispiel wird das Affix «-eco» in Esperanto verwendet, um Adjektive in Substantive zu verwandeln. «Belulo» (schön) wird zu «beleco» (Schönheit). Zum Weiteren haben sich im Deutschen offene und geschlossene Silben entwickelt. Esperanto verwendet ausschliesslich offene Silben. Ein Beispiel ist das pa im Wort paco (Frieden). Hier endet die Silbe auf einem Vokal. Im Deutschen kommen Ablaut, Umlaut, Lautverschiebungen, Affrikaten, Diphthongierung, Monophthongierung und Vokaldehnung vor, während Esperanto diese Prozesse vermeidet. In Esperanto bleiben Vokale konstant, Lautwandelprozesse existieren nicht und die Sprache hat eine regelmässige, stabile Struktur.

Esperanto wurde einst in Neutral-Moresnet, einem kleinen Fürstentum zwischen Belgien und Deutschland, zur offiziellen Sprache erklärt, doch der Erste Weltkrieg führte zum Zerfall des kleinen Fürstentums und dem Rückgang der Sprache. Esperanto wurde von vielen aufgegeben, weil die vermeintlich utopische Sprache nicht verhindern konnte, dass Europa in einen Krieg verwickelt wurde. Auch nach Zamenhofs Tod 1917 versuchte man, Esperanto wiederzubeleben, doch der Zweite Weltkrieg brachte neue Rückschläge. Sowohl Hitler als auch Stalin bekämpften die Sprache, doch sie überlebte dank kleiner Gruppen von Anhängern, die sie in Konzentrationslagern weitergaben. Es gibt weltweit rund zwei Millionen Esperanto-Sprecher. Obwohl die Sprache ursprünglich als Hilfssprache konzipiert wurde, gibt es etwa 1.000 Menschen, die Esperanto sogar als ihre Muttersprache nutzen.