Der Sandmann von E.T.H Hoffmann.
«Der Sandmann» von E.T.H Hoffmann handelt von Nathanael, der anhand von Wahnvorstellungen und traumatischen Kindheitserlebnissen zerbricht. Zusammen haben wir im Unterricht den Kontext besprochen, und ich werde in diesem Text auf die zwei unterschiedlichen vorkommenden Frauen eingehen. Die Geschichte besteht aus drei Briefen und einem Erzähler. Im ersten Teil werde ich die Geschehnisse zusammenfassen und später auf die Bedeutung von Clara und Olimpia eingehen.
Die Geschichte
Nathanael wuchs zusammen mit seiner Mutter, seinem Vater und zwei Geschwistern auf. Nathanael entwickelte eine furchtbare Angst zum Sandmann, der ungezogenen Kindern angeblich die Augen ausreisst. Nathanael setzte Coppelius, der stets zur selben Zeit wie der Sandmann erschien, mit dem Sandmann gleich. Der Advokat Coppelius, der immer zum Vater zu Besuch kam, führte zusammen mit Nathanaels Vater alchimistische Experimente durch. Eines Abends ergriff die Neugier Nathanael und er beobachtete die Betätigungen seines Vaters. Dies endete aber mit einer gewaltigen Auseinandersetzung, und Nathanael verlor beinahe seine Augen, da sie deren Mechanismus untersuchen wollten. Die alchimistischen Experimente endeten dann aber mit dem Tod des Vaters. Nathanael verknüpfte den Tod seines Vaters mit Coppelius, der nach dem Tod sofort verschwand und nicht mehr auftauchte. Es sind nun einige Jahre vergangen und Nathanael studiert im Augenblick, damit er seine Verlobte heiraten darf. Er schreibt einen Brief an seinen besten Freund Lothar und Nathanael berichtet von einer Begegnung mit dem Wetterglas Händler Coppola. Er glaubt, in diesem Mann den unheimlichen Advokaten Coppelius wiederzuerkennen, der ihn in seiner Kindheit traumatisierte. Der Brief wird jedoch fälschlicherweise von Nathanaels Verlobten Clara gelesen.
Clara ist der klare Gegenpol zu Nathanaels dunklem Gemüt. Sie steht für Vernunft, Rationalität und eine ausgewogene Sicht auf die Welt, die im Kontrast zu Nathanaels Ängsten und wahnhaften Vorstellungen steht. Dies zeigt sich deutlich in dem Brief, den sie Nathanael schreibt. In diesem fordert sie ihn auf, sich von seinen unheimlichen Fantasien zu lösen und die Realität zu akzeptieren. Ihre Haltung ist optimistisch: Sie glaubt daran, dass Vernunft und Selbstreflexion ihm helfen werden, aus seinem emotionalen Zustand herauszukommen. In ihrer Rationalität stellt Clara eine Art moralischen und emotionalen Kompass dar, der Nathanael zu einer gesunden und realistischen Sichtweise führen möchte, auch wenn er sich von ihren Versuchen der Beruhigung zunehmend entfernt. Später im Buch verliebt sich Nathanael masslos in Olimpia, die Tochter eines Professors an der Uni.
Olimpia ist wunderschön und hört ihm immer zu. Sie scheint perfekt zu sein. Doch Nathanael verliebt sich nicht in die echte Olimpia, sondern, wie wir auch in der Gruppenbesprechung behandelt haben, in das Bild, das er sich von ihr macht. Er sieht sich selbst in ihr und sie spiegelt ihn wider, ohne selbst ein Individuum zu sein. Olimpia bietet ihm zwar eine Zuflucht, aber sie zeigt ihm eine falsche Welt, in der er keinen Konflikten ausgesetzt ist. Olimpia dient nur als Plattform für Nathanaels Wünsche und Bedürfnisse. Sie ist ein Automat, der die Grenzen zwischen Mensch und Maschinen verschwimmt.
Clara und Olimpia präsentiert als Kritik an der traditionellen Gesellschaft
Clara und Olimpia sind nicht nur zwei Frauen, sondern stehen für zwei unterschiedliche Weltanschauungen. Der Name „Clara“ stammt vom lateinischen „clarus“, was so viel wie klar, hell oder leuchtend bedeutet – genau das spiegelt Clara wider. Sie steht in der Gesellschaft für die traditionelle Rolle der Frau, die immer für die emotionalen Aspekte zuständig ist und damit umgehen muss. Clara verdeutlicht den Druck auf Frauen, immer vernünftig und ausgeglichen zu handeln, selbst wenn sie mit den emotionalen Turbulenzen ihrer Umgebung konfrontiert sind.
Olimpia hingegen verkörpert die „perfekte“ Frau, doch sie hat keine eigene Persönlichkeit oder Identität. Sie ist eine Kritik an der Gesellschaft, in der Frauen oft nur auf ihr Äusseres reduziert werden, ohne ihre inneren Werte zu beachten. Zudem hat der Automat Olimpia keine Kontrolle über ihr eigenes Handeln, da sie von Spalanzani und Coppola erschaffen wurde. Sie ist unfähig, eigene Entscheidungen zu treffen. Das spiegelt die traditionelle Ansicht wider, dass Frauen wenig Mitspracherecht oder Entscheidungsrecht haben. Olimpia ist eine Frau, die von Männern erschaffen und kontrolliert wird – eine Realität, die in vielen Teilen der Welt immer noch für Frauen existiert.
Clara und Olimpia stellen also das Ideal einer guten Frau dar. Zusammen verdeutlichen Clara und Olimpia die Spannungen zwischen den traditionellen Rollenbildern der Frau und den unerreichbaren, idealisierten Frauenbildern, die von der Gesellschaft erschaffen werden. Das Buch «der Sandmann» und das zugehörige Frauenbild muss man aber natürlich im historischen Kontext betrachten und nicht aus der heutigen Sichtweise betrachten und beurteilen.