Wie historische Konflikte und politische Spannungen die Beziehungen zwischen Schottland und England von der Zeit Maria Stuarts bis heute prägen.
Maria und Elisabeth in Maria Stuart von Schiller
Das Stück Maria Stuart spielt im 16. Jahrhundert und handelt um die schottische Königin Maria Stuart, die in Gefangenschaft in England sitzt. Maria war die ehemalige die Königin von Schottland, die wegen politischen Konflikten nach England fliehen musste. Dort wird sie von der englischen Königin Elisabeth der I., gefangen gehalten. Maria ist Katholikin, während Elisabeth Protestantin ist, und viele Katholiken glauben in England glaubten, dass Maria eigentlich die richtige Königin wäre, weil sie dachten, Elisabeth sei unehelich geboren. Maria ist verzweifelt, weil sie ihre Freiheit und ihren Thron zurückhaben möchte, und sie ist fest entschlossen, ihre Ehre wiederherzustellen.
Elisabeth hingegen ist die Königin von England, aber sie fühlt sich von Maria und ihrer Unterstützung durch die Katholiken bedroht. Sie weiss, dass sie Maria entweder töten oder freilassen muss, um ihre eigene Macht zu sichern, und sie kämpft mit ihren eigenen Gefühlen. Einerseits hat sie Mitleid mit Maria, andererseits fürchtet sie, dass Maria sie herausfordern könnte, wenn sie lebt. Eine besonders wichtige Szene im Stück ist das Treffen der beiden Königinnen. In dieser fiktiven Szene (denn historisch haben sie sich nie getroffen) eskaliert der Streit. Maria bittet um Mitgefühl und Gnade, aber Elisabeth bleibt hart. Die Begegnung endet ohne Versöhnung. Maria fühlt sich aber gut, dass sie Elisabeth beleidigen konnte und hat aber gleichzeitig ihr Schicksal besiegt. SIe behielt ihre Würde, auch wenn sie wusste, dass sie sterben wird. Der retardierende Moment passiert, als Mortimer und Lester Maria fast befreien können. Am Ende wird Maria Stuart hingerichtet. Sie stirbt in einem Triumph, der Konflikt mit Maria ist abgeschlossen. Elisabeth hingegen bleibt alleine zurück, hat ihre Macht behalten, ist aber gequält von Schuld und Unsicherheit.
Schottland und England heute
Im zweiten Teil möchte ich die Situation von England – Schottland heute mit der von Maria und Elisabeth vergleichen. Die Beziehung zwischen England und Schottland hat sich seit dem 16. Jahrhundert stark verändert, doch viele der Spannungen oder Konflikte, die im Stück Maria Stuart beschrieben wurden, sind noch heute aktuell.
Heute gibt es zwischen Schottland und England immer noch politische Spannungen, jedoch etwas anders. Schottland hat seit der Devolution im Jahr 1999 ein eigenes Parlament und kann in einigen Bereichen selbst Entscheidungen treffen. Sonst gehört Schottland mit England, Nordirland und Wales zum Vereinigten Königreich. Im September 2014 gab es eine Abstimmung über die Unabhängigkeit Schottlands. Knapp die Mehrheit entschied sich dagegen. Schottland blieb also ein Teil des Vereinigten Königreiches. Als das Vereinigte Königreich 2016 nach einem Referendum für den Austritt aus der EU, den Brexit stimmte, entstanden in Schottland Unruhen. Denn dort hatte die Mehrheit der Bevölkerung für den Verbleib in der EU abgestimmt (1,2). Das erinnert an die Zeit von Maria Stuart, als Schottland sich von der englischen Krone bedroht fühlte und Maria versuchte, ihre politische Unabhängigkeit zu bewahren.
Ein weiterer Vergleichspunkt ist der religiöse Konflikt. Zu Zeiten von Maria Stuart war Schottland katholisch, während England unter Elisabeth protestantisch regiert wurde. Der Unterschied zwischen den Religionen war nicht nur eine Glaubens Frage, sondern hatte auch mit Macht zu tun. Elisabeth hatte Angst, dass Maria ihr den Thron wegnehmen könnte. Viele Katholiken fanden nämlich, dass Maria die richtige Königin von England sein sollte.
Heute ist das anders: Religion spielt kaum noch eine Rolle in der Politik. Doch in einigen Regionen, wie zum Beispiel Glasgow, gibt es sogar heute noch religiös geprägte Gruppen, etwa im Fussball, wo Vereine wie «Celtic»(katholisch geprägt) oder «Rangers» (protestantisch geprägt)(3) aufeinandertreffen. Noch heute ist Schottland im Gegensatz zu England eher katholisch geprägt. In England leben mehr Protestanten (4).
Die Idee, dass Schottland selbst über sich bestimmen soll, ist geblieben. Zwar ist Religion heute nicht mehr der Auslöser, aber der Wunsch politisch unabhängig zu sein, besteht in gewisser Weise immer noch, genau wie bei Maria Stuart im 16. Jahrhundert.
Quellen:
(1) https://www.goruma.de/laender/europa/schottland/politisches-system
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Schottland
(3) https://neunzigplus.de/global-news/old-firm-celtic-rangers/
(4) https://andreaswolff.org/religion-in-grosbritannien/
· Notizen des Unterrichts
Titelbild: https://www.rapidformations.co.uk/blog/can-i-move-my-company-from-scotland-to-england/