Wie ein fehlgeleiteter Erziehungsstil in Bonjour Tristesse zur Katastrophe führen kann.
Bonjour Tristesse – «Traurigkeit komme»
Im Französisch Unterricht konnte unsere Klasse, im Rahmen des SOL-Projekts, eines von vier Büchern auswählen, welches wir lesen würden. Über die Frühlingsferien sollten wir das Buch lesen. Zur Vorbereitung auf eine kommende mündliche Prüfung, wählten wir alle eine kurze Passage, die wir unter bestimmten Kategorien analysieren sollen. Ich möchte in diesem Blogeintrag über ein freies Thema, auf mein ausgewähltes Buch eingehen, es erklären und im zweiten Teil eine Thematik weiter ausführen.
Der Roman Bonjour Tristesse erzählt von der 17-Jährigen Cécile, sie verbringt ihre Sommerferien an der Cote d’Azur mit ihrem Vater, Raymond, und seiner jungen Liebe Elsa. Raymond ist ein charmanter Witter, reich und mag sich zu amüsieren. Er nimmt das Leben nicht zu ernst. Cécile bewundert seine Lebensweise und geniesst die unbeschwerte und entspannte Stimmung im Ferienhaus. Die Beziehung zwischen Raymond und Cécile ist geprägt von Vertrauen. Cécile sieht in ihrem Vater eine Person, die ihr eine unbeschwerte und aufregende Welt, in Paris, eröffnet. Ihre Beziehung basiert auf einem lockeren Lebensstil. Eines Tages trifft Anne Larsen, eine Freundin der verstorbenen Mutter von Cécile, im Ferienhaus ein. Raymond hatte sie für die Ferien eingeladen. Sie ist intelligent, elegant und seriös: Anne ist das Gegenteil zu Raymond und Cécile. Sie steht für Moral und Ordnung. Cécile empfindet Anne als eine Bedrohung für ihre Freiheit und den Spass, den sie mit ihrem Vater hat. Ein Konflikt entsteht als Raymond sich entscheidet Anne zu heiraten. Die Spannung wird angespannt und Cécile entwickelt eine komplexe Beziehung zu Anne. Cécile plant, die Beziehung zwischen Raymond und Anne zu sabotieren. Sie überredet ihren Urlaubsschwarm, Cyril, sich zusammen mit Elsa zu treffen, um Raymond eifersüchtig zu machen. Sie setzt alles daran, Anne loszuwerden und um das alte Leben mit ihrem Vater und Elsa wieder herzustellen. Gemeinsam mit Elsa und Cyril inszenieren sie also eine Affäre zwischen Elsa und Cyril, um Raymond eifersüchtig zu machen und um Anne zu verunsichern. Der Plan geht auf: Raymond beginnt an der Liebesbeziehung zu Anne zu zweifeln und Anne fühlt sich durch Raymond betrogen. So verlässt Anne zügig mit dem Auto das Haus. Ein paar Stunden später die Nachricht, von einem Unfall, bei dem Anne ums Leben kommt. Ob es ein Unfall oder Selbstmord war, bleibt offen.
Raymonds fragwürdiger Erziehungsstil
Bei meiner gewählten Passage geht es unteranderem um den Erziehungsstil von Raymond. In diesem Textteil möchte ich diesen beleuchten. In Bonjour Tristesse ist mir aufgefallen wie verantwortungslos Raymond als Vaterrolle handelt. Er behandelt Cécile nicht wie seine Tochter, sondern wie eine gute Freundin. Er übernimmt keine Verantwortung für ihre Entwicklung und ihre Aktionen. Raymond will einfach das Leben geniessen und vermeidet alles, was mit Verantwortung zu tun hat. So lernt auch Cécile, dass es wichtig ist, Spass zu haben und sich nicht mit ernsthaften Dingen zu beschäftigen. Sie bekommt kaum Regeln, keine Werte und kein Gefühl dafür, was richtig oder falsch sein könnte. Bei der Passage am Anfang des Buches, nachdem Cécile Anne erzählt, dass sie durch ihr Examen durchgefallen ist, antwortet Raymond mit: «Meine Tochter wird immer einen guten Ehemann finden, um ein gutes Leben zu führen». Raymond überträgt die Verantwortung an andere Männer, wie ihren zukünftigen Ehemann, anstatt Cécile zur Selbständigkeit zu erziehen.
Das führt dazu, dass Cécile oft das möchte, was ihr Leben möglichst angenehm macht. Wie mit Anne und ihrem Vater. Man merkt im Buch deutlich, dass Cécile nie richtig gelernt hat mit echten Gefühlen oder schwierigen Situationen umzugehen, da sie mit ihrem Leben in Paris als Einzelkind sehr verwöhnt war. Als dann Anne Larsen kommt und versucht Ordnung in das Leben von Cécile und Raymond zu bringen, fühlt sich Cécile bedroht. Anstatt sich dann mit der Situation zu anzufreunden und damit angemessen umzugehen, greift sie zu Lügen und Manipulation. Ich finde, dass Cécile klar klar das Moralische Gefühl fehlt, was ein verantwortungsvoller Vater ihr mitgegeben hätte.
Der Roman kritisiert mit dem Verhalten von Cécile mit der Folge eines Todes, deutlich die Erziehung von Raymond. Wenn man immer nur frei ist und nie lernt, mit Verantwortung umzugehen, kann man sich schnell verlieren. Genau das passiert Cécile, sie weiss irgendwann selbst nicht mehr, was richtig oder falsch ist. Erst in der Auseinandersetzung mit Pflichten und Grenzen entsteht eine wirkliche Reife. Nach dem Unfall von Anne ist ihr Leben nur noch traurig. Obwohl Raymond ihr das Leben einfacher machen wollte, hat er es ihr am Schluss schwerer gemacht.
Quellen:
Buch: Bonjour Tristesse von Francoise Sagan, 1954 in Paris
Bild: https://www.amazon.it/Bonjour-tristesse-Jean-Seberg/dp/B01KIJG466